4.7.2025

Herausforderungen auf dem Legal Tech Markt

Stürme meistern, Chancen nutzen

Legal Tech

Bisher war 2025 kein besonders einfaches Jahr für die Legal-Tech-Branche. Die Insolvenz von RightNow, einem der bekanntesten Legal-Tech-Anbieter für Verbraucherrechte, hat viele aufgeschreckt. Und plötzlich stand die Frage im Raum: Ist der Boom vorbei? Oder ist das einfach nur ein “Shake-Out”, den jede Branche irgendwann durchläuft? Was steckt also hinter der Krise – und befinden wir uns überhaupt in einer Krise? Welche strukturellen Herausforderungen auf dem Legal Tech Markt müssen Unternehmen und Kanzleien aktuell bewältigen? Und warum ist trotzdem jetzt genau der richtige Zeitpunkt, sich mit der Digitalisierung eurer Kanzlei zu beschäftigen? Das schauen wir uns in diesem Beitrag an.

Die RightNow‑Insolvenz: Warnung oder Wendepunkt?

Das Düsseldorfer Start-Up RightNow hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Gleichberechtigung zwischen Verbrauchern und Großunternehmen herzustellen und für Gerechtigkeit zu sorgen, wenn Verbrauchen wirklich keine Chance haben.

Egal ob Ansprüche aus Flugverspätungen, Mietrückerstattungen oder Fitnessstudio-Verträgen – das sogenannte “Legal-Tech-Factoring”-Modell setzte Verbraucherrechte durch und galt zunächst als wahre Erfolgsgeschichte.

Doch Anfang des Jahres dann der Schock. RightNow musste Insolvenz anmelden – und das war ein wahrer Dämpfer für die gesamte Legal-Tech-Branche.

Schlecht gewirtschaftet oder ist das Gesamtkonzept das Problem? Als Hauptgründe nannten Geschäftsführer und Branchenmedien:

  • ein zunehmend gesättigter Markt,
  • fehlende Anschlussfinanzierung durch Investoren,
  • rechtliche Unsicherheiten im Massengeschäft,
  • steigende Ausfallrisiken bei eingekauften Forderungen.

Und die Insolvenz von RightNow ist kein Einzelfall. Sie ist auch kein Weltuntergang, aber eine Warnung – ein Symptom für eine Konsolidierungsphase. Der Legal-Tech-Markt wuchs in den letzten Jahren rasant. Jetzt sortiert er sich neu.

Das bedeutet: Ineffiziente Modelle scheiden aus und nachhaltige Geschäftsansätze rücken in den Vordergrund. Das ist aber kein allgemeines Zeichen gegen Legal Tech an sich. Im Gegenteil: Der Fall von RightNow zeigt, dass juristische Digitalisierung nicht auf aggressive Skalierung oder Risikomodell setzen muss, sondern auf nachhaltige, integrationsfähige Lösungen – etwa im Bereich digitale Mandatsannahme oder automatisierte Aktenführung.

Wie wichtig die Digitalisierung für Kanzleien ist und wie man die ersten Schritte angeht, erfahrt ihr in diesem Artikel: Kanzlei-Digitalisierung – Dein Sprung ins digitale Zeitalter.

Weitere Herausforderungen auf dem Legal Tech Markt in 2025

Auch neben der RightNow Insolvenz hat die Legal-Tech-Branche mit weiteren Herausforderungen zu kämpfen. Das hier sind die vier zentralen Gründe, weshalb sich der Markt aktuell neu orientiert:

Kapitalmangel und Finanzierungsdruck

Nach den Boomjahren ist das Investitionsklima spürbar abgekühlt. Kapitalgeber investieren im Jahr 2025 zurückhaltender und Business-Modelle müssen schneller profitabel sein.

Fachkräftemangel im Legal-Tech-Bereich

Es gibt keine Ausbildung zum Legal-Tech-Allrounder. Laut dem Legal Tech Monitor 2025 beklagen über 70 % der befragten Anbieter Engpässe bei der Personalgewinnung – insbesondere im Bereich Legal Engineering und Datenschutz und interdisziplinäre Teams aus Juristen, Entwicklern und Product Ownern sind schwer zu finden.

Regulatorische Unsicherheiten

Auch die juristische Einordnung vieler Legal-Tech-Geschäftsmodelle ist schwierig und sorgt für Unsicherheiten, insbesondere bei Tools im Verbraucherbereich. Viele Kanzleien unterschätzen die Wichtigkeit der Berücksichtigung von BRAO, DSGVO und dem GwG.

Wie eure Kanzlei sich erfolgreich digitalisieren kann und dabei allen rechtlichen Anforderungen im Bereich Datenschutz und Datensicherheit genügt, erfahrt ihr hier: Datenschutz und digitale Mandatsannahme – DSGVO, BRAO und BNotO bei digitalen Formularen.

Wichtige Infos zu den regulatorische Änderungen für Rechtsanwälte nach dem Geldwäschegesetz gibt es in diesem Artikel: Geldwäschegesetz 2025 – Was müssen Rechtsanwälte beachten?

KI‑Euphorie vs. Realität

Große Sprachmodelle wie ChatGPT werden in Legal Tech hoch gehandelt – doch oft mangelt es an praxistauglichen Anwendungsfällen. Auch stellen sich beim Einsatz von KI ethische Fragen, die bislang keine klaren Antworten hervorbringen.

Warum die Zukunft trotzdem positiv bleibt

Trotz all dieser Herausforderungen zeigt sich der Legal-Tech-Markt 2025 vor allem so: widerstandsfähig.

Die Nachfrage nach digitalen, effizienten Lösungen im Rechtsbereich steigt weiterhin und auch Kanzleien setzen zunehmend auf smarte Tools – etwa zur digitalen Mandatsannahme, Dokumentenerstellung oder sicheren Datenübertragung.

Man sieht also: Das Fundament für eine digitale Zukunft in der Rechtsbranche ist gelegt. Jetzt kommt es darauf an, solide zu bauen.

Tipps: Wie ihr Herausforderungen auf dem Legal Tech Markt aktiv meistert

Wie baut ihr nun solide und praxisnahe Strategien, mit denen ihr eure Kanzlei zukunftsfähig digitalisiert oder eure Legal-Tech-Ideen praxisnah einsetzt?

Diverse Finanzierung

Nehmt an Förderprogrammen teil und sucht euch strategische Partnerschaften.

Etabliert interdisziplinäre Teams

Bindet nicht nur Juristen ein, sondern auch Entwickler, UX-Experten und Datenschutzbeauftragte. Habt ihr schon einmal über Kooperationen mit Hochschulen oder Legal-Tech-Initiativen nachgedacht?

Realistische KI-Integration

Setzt KI nicht ein, weil sie im Trend liegt – sondern dort, wo sie konkret Nutzen bringt: etwa bei der Aufnahme und Extraktion von Mandantendaten oder der automatisierten Dokumentengenerierung.

So nutzt Justin Legal Künstliche Intelligenz bei der digitalen Mandatsannahme: Die ChatGPT-Integration in Justin Legal – Eine Revolution auf dem Rechtsmarkt.

Netzwerke nutzen

Die Legal-Tech-Branche lebt vom Wissenstransfer – nutzt ihn. Tauscht euch mit anderen Legal-Tech-Enthusiasten aus, geht auf MeetUps und Events oder werdet Teil von Fachverbänden.

Fazit

Es gibt echte Herausforderungen auf dem Legal Tech Markt. Doch Insolvenzen, Fachkräftemangel und regulatorische Unsicherheiten bedeuten nicht das Ende, sondern stehen für einen Prozess.

Fakt ist: Der Markt wird härter – aber auch reifer. Mehr Wettbewerb und ein hoher technischer Anspruch fordern Unternehmen und Kanzleien gleichermaßen heraus. Doch wer jetzt auf nachhaltige Lösungen, saubere Prozesse und kluge Integration setzt, kann gestärkt aus dieser Phase hervorgehen.

Legal Tech ist gekommen, um zu bleiben – für Mandanten, für Kanzleien und für den gesamten Rechtsmarkt.

Weitere Beiträge